Das Abenteuer der Verschiffung von Bandar Abas (Iran) nach Sharjah (Emirate) endete mit einem Erfolg. Die Prozedur im Hafen von Sharjah umfasst 5 Punkte

und sollte bis 14 Uhr beendet sein, da sonst je Stunde Overtime bezahlt werden muss. Problematisch für uns dabei war, dass die Fahrzeugröntgenanlage Mittagspause machte – daher als Tip: Sobald die Personeneinreise vollendet ist (dauerte bei uns rund 2 Stunden), gleich zum Röntgen fahren.

Das Prozedere ist ansonsten wegen der guten Englisch-Kenntnisse des Personals recht easy, auch der ATM-Geldautomat gleich links / innen vom Zollgebäude hilft.
Gegen 16 Uhr rollen wir dann aus dem Hafengelände und steuern zuerst in Dubai einen LuLu -Supermarkt an. Das Warensortiment ist gewaltig, viele aus Europa bekannte Produkte wie Bahlsen Kekse, Kiri Käse und Heinz-Ketchup und -Mayonnaise sind auch zu finden.

Die Fahrt durch Dubai gleicht wegen der vielen glitzernden Wolkenkratzer und protziger Autos auf 8-spurigen Highways (je Fahrtrichtung 8 Spuren!) einem Sprung ins kapitalistische kalte Wasser – fast unglaublich nach der Zeit im Iran.

Al Sufouh Beach ist unser Ziel für die Übernachtung, dort stehen schon einige Wohnmobile am Strand. Für uns kaum vorstellbar, finden wir dort nach über 7.000 Kilometer Wegstrecke auch Cristian mit seiner Familie in einem WoMo mit Kasseler Zulassung wieder. Kassel liegt nur 20 Minuten von unserem Startort entfernt – so klein ist die Welt.

Der Strand ist trotz guter Frequentierung durch Einheimische sehr sauber, weil jeden Tag die Stadtreinigung kommt und Müll (von Hand) aufliest – preisgünstige Gastarbeiter, zumeist aus Bangladesch und Indien machen es möglich.

Der Kreis der WoMos entpuppt sich als freundliche Truppe aus Spanien, Braunschweig und Kassel. Zwei Mobile reisen mit ihren Kindern und wir tauschen bisherige Reiseerfahrungen aus. Schön, dass alle Langzeitreisende sind und damit die Stimmung recht entspannt ist. Auch das Wetter ist mit 28 Grad und penetrant blauem Himmel natürlich traumhaft, so dass wir gern ein paar Nächte hier verbringen. Wasserfassen ist strandnah möglich.

Die Stadt Dubai hatte ich zum ersten und einzigen Mal zuvor vor rund 20 Jahren besucht, schon damals hatte mich diese künstliche, am Menschen (dem zu Fuß gehenden) vorbei geplante Metropole nicht für sich einnehmen können. So ist es auch dieses Mal und wir fahren gern weiter in den Oman, dem südlichsten Land unserer Winterreise.
Die Grenzformalitäten dauern mit Carnet Aus- und im Oman wieder Einstempeln rund 1 1/2 Stunden, auch das 30-Tage-Oman-Visum wird problemlos an der Grenze erteilt. Wir entschließen uns, die Reise über Nizwa und den Jebel Sham auf der Route 31, einer rund 1.000 Kilometer langen Straße durch die Wüste, zu beginnen.
In Ibri besuchen wir wieder einen LuLu-Supermarkt und erstehen die hier so verbreiteten Schlappen (Schuhe). In denen machen die Einheimischen eine gute Figur, wir gewöhnen uns daran. Von der Straße aus sehen wir Lehm-Ruinen und steuern abseits des Asphalts darauf zu. Der Weg führt uns über eine Farm, wo wir vom Inhaber freundlich begrüßt und zu Wasser und Datteln eingeladen werden.

Die Lehmgebäude waren mal ein Dorf, das inzwischen zugunsten moderner Gebäude komplett aufgegeben wurde und verfällt. Das Land gehört komplett ihm und er erlaubt uns, dort zu nächtigen.

Der Jebel Sham ist ein Berg, der an dem Grand Canyon Omans liegt (der zweitgrößte Grand Canyon weltweit). Die Straße ist zunächst asphaltiert und schraubt sich sehr steil nach oben, oft geht es für unseren Truck nur im zweiten Gang voran. Der letzte Teil ist Piste, die sich mit Bedacht gut fahren lässt. Auf dem Berg kommen wir an einem Resorthotel vorbei, für das wohl die Straße und Piste gebaut und in gutem Zustand erhalten werden. Wenige hundert Meter weiter stehen wir dann am Rande dieses Grand Canyon – ganz für uns alleine. Die Bruchkante weniger als zwei Meter entfernt ist das schon eine besondere Mischung aus Nervenkitzel und Faszination.

Als die Dämmerung anbricht, klopft es am Auto und ein junger Omani lädt mich ans Lagerfeuer ein, das seine Freunde und er in der Nähe entfacht haben. Wir trinken zusammen Kaffee, auch ein französischer Student sitzt in der Runde, der den ganzen Tag lang den Berg hochgewandert ist. Die Omani sind Soldaten auf dem Weg zum Dienst; wir tauschen unsere Reiseerfahrungen aus. Die Nacht ist dann fantastisch ruhig, in der Ferne können wir die Lichter einer Stadt sehen.

Der kommende Tag führt uns die Anfahrtspiste steil bergab zurück erst an einer Moschee vorbei, wo wir unsere Wasservorräte ergänzen und zum ersten Mal unser Wäschefass ausprobieren. Klappt natürlich ganz prima, die Wäsche reinigt sich während der Fahrt im warmen Wasser der Tonne. Am Abend erreichen wir einen einsamen Platz, tief in einem Wadi. Dort spülen wir die Wäsche in Wasser nach, ringen alles gut aus und hängen die Wäsche auf.

Auch die 11 Makita-Boxen, in denen wir Ersatzteile und Werkzeug mitführen, werden alle ausgeräumt und ordentlich beschriftet. Wir haben neben einigen Werkzeugen vor allem Teile dabei, die im Ausland manchmal schwer zu beschaffen sein können.

Die historische Handelsstadt Nizwa bietet komfortables Parken des WoMos direkt an der historischen Altstadtmauer mit Souk. Die Moschee (eine der wenigen für Ungläubige hier zugänglichen) ist recht schmucklos und wenig beeindruckend. Die daneben liegende historische Festung ist dagegen liebevoll als Museum ausgestattet und gibt einen Einblick in die Geschichte dieser ehemals wichtigen Handelsstadt. Leider sind danach die meisten Geschäfte im Souk schon geschlossen, so dass die Auswahl recht gering ist.

Nun gehen wir die Inlandsquerung Omans an, auf der Route 31 gut 1.000 Kilometer durch die Wüste. Etwa alle 200 bis 300 km gibt es eine Tankstelle mit kleinem Autohof, ansonsten sehen wir keine Dörfer oder Häuser.
Diese Fahrt durch das große Nichts ist für uns etwas ganz besonderes und wir genießen es. Zum Übernachten suchen wir uns einfach eine Abfahrt für Baufahrzeuge und fahren ein Stück in die Wüste hinein. Die Dünen sind hier selten und zumeist nur 2 Meter hoch, sie geben dennoch Windschutz und ein Gefühl der Abgeschiedenheit zur Straße.



Kurz vor dem Ende der Route 31 schauen wir uns noch die Ausgrabung Ubra an, das als Atlantis der Wüste gepriesen wurde. Na ja, nach einer Viertelstunde haben wir uns die ganze Anlage, die mal ein befestigter Handelshof war, angeschaut.

Das Schönste war für uns die Anreise auf rund 60 Kilometer Piste, die – wie zumeist im Oman – in gutem Zustand ist. Südwärts geht es dann auf Asphalt nach Salalah.
Diese Gegend ist vom Monsumklima geprägt, auf einmal hat die Vegetation ein stetes Grün, beinahe europäisch. Dort angekommen, decken wir uns im Lulu-Supermarkt ein und stellen uns anschließend zum Übernachten an den Strand. Dort halten sich zum Sonnenuntergang viele Einheimische mit ihren SUVs auf, auch düsen sie entlang der Wasserlinie am Strand entlang. Doch schon kurz nachdem die Sonne verschwunden ist, haben wir Ruhe und genießen das Meeresrauschen.

Die Stadt Salalah ist eine vor kurzem geschaffene Prachtstadt, die Einheimischen wie Anrainern des indischen Ozeans als Sommerfrische dient – wegen des dann milden Klimas. Uns erscheint sie als wenig reizvoll, doch die Natur drumherum ist vom Feinsten. Noch ein kleines Stück weiter im Süden, nahe der Landesgrenze zum Jemen, besuchen wir noch Blowholes und treffen auf ein reisendes Paar im Unimog aus Baunatal bei Kassel, rund 25 km von unserem Startpunkt entfernt. Gemeinsam verbringen wir den Abend am Strand und tauschen Reisetipps.

Entlang der Küste fahren wir allmählich gen Norden, Richtung Muscat, der Hauptstadt des Oman. Die Landschaft verändert sich laufend von Gebirge und Hochplateaus bis hin zu großen Sandstränden am Meer. Zur Kaffeezeit steuern wir ein altes Fort an und finden, wieder auf dem Strand, einen schönen Platz, von dem aus wir die Fischer beobachten können, wenn sie abends mit ihren Booten heimkommen.

Der Wind, der den ganzen Tag über zugenommen hatte, wurde in der Nacht zum Sandsturm, der unser Auto kräftig durchschaukelte. Am Morgen waren dann alle Oberflächen im Fahrzeug von Sand bedeckt, kennen wir schon von anderen sehr windigen Tagen. Doch, oh Schreck, als wir losfahren sinken die Hinterräder bis zur Achse im Sand ein. Rasch mit der Schaufel Platz geschaffen und den Luftdruck reduziert – macht zwar im Sturm wenig Freude, wenn sich Sandkörner in Ohren und Augen setzen, doch was muss, dass muss.
