Die erste ernstzunehmende Grenze auf unserer Reise steht nun an – von der Türkei in den Iran. Am Morgen sind unsere Aufbaubatterien ins Notaus gegangen, die Spannung fiel unter 10,4 Volt ab – nicht so schlimm, denn die Fahrt zur Grenze lädt wieder auf.

Wir überholen (auf der Gegenfahrbahn) die uns aus Berichten bekannte LKW – Schlange, die heute 9 Kilometer lang ist. Das sind geschätzt knapp 1.000 LKW, die in zwei Spuren auf Grenzabfertigung warten. Und das bei bitterer Winterkälte, es sind minus 10 Grad Celsius. In solchen Momenten sind wir froh, keine Fernfahrer zu sein.
Wir haben das Visum und das Carnet de Passage, es sollte also bei der Grenze alles klappen. Als wir die Grenze erreichen, herrscht dort ein fröhliches Durcheinander am Tor, denn ein LKW mit versulztem Diesel wird weggeschleppt. Und gleich dort geraten wir in die Fänge eines sympathisch erscheindenden Schleppers. Er begleitet uns durch die Stationen bis zum Ende der türkischen Seite und tauscht uns Geld, natürlich zu einem nicht so tollen Kurs. Seine Dienste kosteten uns die von ihm leider erst im nachhinein geforderten ca. 100 Euro (auch dadurch zustande gekommen, dass er beim Geldtausch nicht fair Geld herausgegeben hatte).
Nach ungefähr 3 Stunden ist das Carnet eingestempelt und wir sind im Iran. Insgesamt war die Abfertigung in Ordnung und der Ton hilfsbereit und freundlich, eine freundliche iranische Tourismusbeauftragte gab uns gute Infos zu den nächsten Städten. Für detaillierte Infos kannst Du hier bei der Pistenkuh nachlesen (Reiseinfo Iran).
Nach wenigen Stunden Fahrt finden wir einen schönen, versteckten Übernachtungsplatz in den Hügeln neben der Landstraße, in einer Hausruine. Doch ganz so versteckt war es dann doch nicht, ein Schäfer samt Esel und Schafen kommt auf seinem Heimweg direkt vorbei, winkt aber nur freundlich.
Die Landschaft hat geschlossene Schneedecke, das bleibt erstmal so, denn bis ungefähr Teheran durchfahren wir eine Hochebene mit über 1.000 Meter Höhe. Katharina trägt nun im Führerhaus und außerhalb des Fahrzeuges Kopftuch (ein Buff tut es auch), ist eben Gesetz. Und solange es so kalt ist, auch nicht zu warm.
Bei klarem blauem Himmel halten wir uns nun weiter Richtung persischer Golf. Die erste Tankung an der Autobahn, bei einem Tankwart mit eigener Tankkarte, ist dann auch eine große Freude – 540 Liter für rund 90 Euro (16 Eurocent je Liter). Und das ist schon der staatlich verordnete Touristenpreis, Einheimische tanken für die Hälfte – Danke trotzdem dafür.
An dieser Stelle weise ich kurz auf das Problem des Schwefelgehaltes im Diesel hin, Euro 5 und Euro 6 Fahrzeuge bekommen hier eventuell Probleme, eine Weltkarte verdeutlicht dies. Wegen der strengen winterlichen Temperaturen setze ich zur Verbesserung des Frostschutzes FließFit von LiquiMoly dazu; so manche liegengebliebene LKW in Türkei und Iran, die mit Feuer unter dem Tank versuchten, der Versulzung gegenzuwirken sind mir da Warnung gewesen.
Die Hochgebirgslandschaft des nördlichen Iran mit rund 1.300 Höhenmetern hat uns heute mit blauem Himmel und minus 8 Grad gut gefallen, wir suchen abseits aller Straßen ein Nachtquartier. Doch vorbeifahrende Jugendliche sehen uns als Attraktion, etwas später kommt auch das dort wohl übliche Gespann aus Polizist und Soldat. Mangels Sprachkenntnisse verläuft der Dialog holprig, wir sollen wegfahren und an einem Autorastplatz nächtigen, es sei gefährlich an dieser Stelle, an der wir stehen.
Nun ja, dann fahren wir ein paar Kilometer weiter und stehen dort zwar nicht so einsam, wie wir es mögen. Doch wir sind da schmerzfrei und achten künftig mehr darauf, von der Straße aus kaum sichtbar zu sein.
Die Straßen sind überwiegend 4-spurig ausgebaut und mit unserem 10-Tonner-Fahrzeug meistens gut mit Tempo 90 zu befahren. Bei einfachen Landstrassen sind die uns aus Afrika bekannten‚ liegenden Polizisten (Hump) wieder in den Ortschaften allgegenwärtig – da heißt es dann vorausschauend fahren. Uns gefällt, dass bei größeren Städten die erste quer über die Autobahn führende Brücke mit vielen Fahnen wie ein Stadttor geschmückt sind. Wir gewöhnen uns auch daran, dass Auf- und Abfahrten der Autobahnen recht frei gewählt werden können (und müssen), auch steile Böschungen sind kein Hindernis.
Auch merken wir, dass die von uns gewählte Navigations-APP Pocket Earth zwar ein prima Kartenbild hat und gerade die Höhenlinien sehr gut darstellt – doch Routing ist nur via Googlemaps möglich, also mit Online-Datenvolumen. Und das haben wir im Iran nicht, also wird nach alter Art mit Papierkarte und OSM-Map (ohne Routing) navigiert. Anmerkung: Inzwischen routen wir mit der APP Map.Me.
Wir dürfen seit vielen Tagen Kaiserwetter genießen, also blauen Himmel mit von Schnee bedeckter Landschaft. Nun, weiter im Süden, wird es milder und die Temperaturen erreichen tagsüber Plus-Grade, auch ist nun die Landschaft Schnee-frei.
Positiv fällt uns auf, dass wir an Autobahn-Mautstationen regelmäßig nichts zahlen brauchen und mit einem fröhlichen ‚Welcome to Iran‘ durchgewinkt werden. Und es gibt oft deutliche Begeisterungsgesten von Frauen, wenn die Katharina am Lenkrad unseres LKW sehen – anscheinend ist Frau am Steuer im Iran ein seltener Anblick. Generell fühlen wir uns als Gäste hier willkommen und sicher, haben auf unserer raschen Fahrt gen Süden leider keine Zeit für lokale Kontakte.
Im Iran haben wir uns in kleinen Läden versorgt, das Sortiment ist schmal. Doch Obst, Zwiebeln und Brot gibt es meistens. Wir hatten das im Vorfeld so gelesen und sind von daher auch mit dieser schmalen Auswahl gut zufrieden, die Preise sind sehr günstig.
Mehr vom Iran mit der Anreise an den perischen Golf gibts im kommenden Logbuch.