Große Freude – zwei Tage vor dem Heimflug nach Deutschland erreichen uns die Visum-Codes für den Iran! Zwar reicht die Zeit nicht mehr für den Pass-Eintrag, doch wir haben Gewissheit, dass die Heimfahrt möglich ist.
Wie gebucht fliegen wir mit Emirates von DXB in einem komfortablen Airbus A380-800 (den Typ hatte ich ein Jahr zuvor in der Hamburger Airbuswerft besichtigt) heim, um wichtige Termine wahrzunehmen.

Das WoMo lassen wir derweil in den Emiraten auf dem Strand stehen, die Schlüssel bleiben zur Sicherheit bei einem befreundeten WoMo-Paar dort für den Fall, dass das Fahrzeug bewegt werden muss.
Kann man sein WoMo einfach so allein dort stehen lassen? Unbewacht?
Ich denke, das ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Nahe des Airports bietet das Le Meridian Hotel an, das WoMo auf den bewachten Hotelparkplatzz abzustellen und shuttelt auch kostenfrei zum und vom Airport. Das Vergnügen kostet laut Auskunft eines französischen WoMo-Pärchens aber auch etwas mehr als 50 Euro die Woche.
Zur Abwägung sollte man wissen, dass die Eigentumsdelikt-Kriminalitätsrate in den Emiraten sehr gering ist. Denn Gastarbeiter werden bei Vergehen mit lebenslangem Entzug der Arbeitserlaubnis bestraft, die Einheimischen sind regelmäßig sehr wohlhabend und stehlen selten.

Deutschland zeigt sich uns von seiner schönen Seite – mit zumeist Sonnenschein und 20 Grad bei blauem Himmel. Es geht mit unserem ‚normalen‘ Alkoven-Wohnmobil,

dass wir in der Heimat gelassen hatten, gen Süden zu Terminen. Dann schließt sich unsere Runde mit mehr als 1.000 km wieder in Nordhessen. Und die Zeit (2 Wochen) vergeht rasend schnell, noch ein paar Termine und Treffen – gefühlt sind wir kaum angekommen, da geht es für mich zunächst per ICE nach Frankfurt und dann im Flieger

retour nach Dubai. Das Visum wurde inzwischen erteilt!
Vom DXB – Airport mitten in der Nacht dann in 20 Minuten zurück zum EZ1 an den Strand – schlafen nach der Flugreise mit allen Fenstern im WoMo auf Lüftung tut echt gut. Am ersten Tag in den Emiraten nehme ich mir ein Taxi zum Konsulat, um meinen Reisepass abzugeben, damit das Visum eingeklebt werden kann. Die Mitarbeiter des Konsulates sind dabei alle freundlich und hilfsbereit.

Auch ein Besuch in der Sahara Mall zum Lebensmitteleinkauf und für Internetnutzung schiebe ich noch ein – ein letztes Mal hier alles gut erledigen können bevor es auf dem Landweg nach Deutschland geht.

Dabei gehen mir Gedanken zur recht weiten Rückreise durch den Kopf – was kann alles schief gehen ? – und ich hoffe, dass alles gut wird.
An technischen Problemen nehme ich auf die Reise neben Luftverlust der Reifen (von null bis zu 3 bar in 24 Stunden, immer an anderen Reifen) noch ein merkwürdiges Motorgeräusch im Leerlauf bei warmen Motor mit; Gas nimmt die Maschine recht willig an und dreht sauber hoch. Dabei kann eine teilverstopfte Einspritzdüse eines Zylinders genauso die Ursache sein wie eine defekte Einspritzpumpe. Ich hatte Soundaufzeichnungen davon an deutsche MAN-Techniker gesendet; die waren unsicher und rieten mir zur Heimfahrt (auf eigenes Risiko, ist ja klar). Hoffentlich bleibe ich nicht liegen und muß auch nicht notreparieren lassen.
Eine gründliche LKW Wäsche darf nicht fehlen, zumal das Fahrzeug in den 6 Wochen am Strand sehr viel salziger Luft ausgesetzt war. Auch die Wasser- und auch Diesel-Tanks werden gefüllt, da ich ja die EInspritzpumpe als potentielle Schwachstelle habe und möglichst wenig vom manchmal schlechten Iran-Diesel zutanken will.

Das fertige, in den Pass geklebte Iran-Visum hole ich dann einen Tag später im Konsulat ab und kaufe auch gleich ein Fährticket für das Fahrzeug und mich. Bekannte Deutsche, die in den Emiraten leben, laden noch zum Grillabend ein. Auch die Dubai Mall (riesig und vielfältig)

und die erste künstlich aufgeschüttete Palme

besuche ich noch. Dubai ist als Großstadt durchaus faszinierend und facettenreich.

Doch insgesamt für mich etwas zu groß und zu hektisch, als dass ich es hier lange aushalten möchte.
Fünf Tage nach meiner Landung in Dubai fahre ich sonntags in Sharjah Hafen auf die Fähre.

Als weitere Camper mit eigenem Auto dabei sind ein junges Paar aus Süddeutschland und ein Paar aus Wien, beide mit VW-Bussen. Die Fähre ist fast leer, einschließlich den Campern sind es nur 40 Passagiere. Auch dürfen wir – wie schon auf der Hinfahrt vor 3 Monaten – nachts in den Autos schlafen. So kommen wir bei mäßigem Seegang pünktlich gegen 09:30 Uhr an.

Die Prozedur am Hafen ist dank unseres inoffiziellen Agenten Cirus (14 Euro je Fahrzeug Gebühr für ihn waren hier angemessen) recht rasch erledigt, so daß wir nach nur 5 Stunden gegen 14:30 Uhr aus dem Hafen ausfahren können.

Zusammen mit dem süddeutschen Campern stellen wir uns, nachdem wir etwas warmes zum Essen in der Stadt einkauften, in einen Park am Strand. Dort ist es zwar auch nachts recht belebt und mit knapp 30 Grad auch für meinen Geschmack ziemlich warm, doch der Park ist nett gestaltet und lädt zum ausgedehnten Spaziergang entlang des Meeres ein.
Dienstag in der Früh sage ich Lebewohl und breche gen Norden auf. Rund 6.200 Kilometer liegen vor mir. Etwa 12 Stunden werde ich in allen kommenden Tagen am Steuer verbringen, mache konsequent Mittags- und Kaffeepausen und auch Spaziergänge, damit ich nicht am Steuer müde werde. Mit Essen und Trinken hatte ich mich schon in Sharjah so verproviantiert, dass ich bis Westeuropa alles an Bord habe. Geschlafen wird auf dieser Tour ausnahmslos auf Autobahnparkplätzen oder -raststätten, so dass ich keine Zeit mit der Suche nach ruhigen oder schönen Plätzen aufwenden brauche.

Im Iran werde ich – anders als auf der Runterfahrt – jeden Tag von der Polizei kontrolliert. Oft aus Neugierde der Beamten, die ein kurzes Gespräch führen möchten und gern einen Blick ins Wohnmobil riskieren.
Den Grenzübergang zur Türkei kenne ich zwar schon, doch ist zum einen Sonntag und der Übergang daher nur für Touristen (nicht für LKW) frei, zum anderen finde ich aus der Iran-Richtung erstmal nicht den Weg zum Zollhaus. Doch nach einer Viertelstunde herumkurvens und durchfragen komme ich zum richtigen Gebäude.
Dort möchte mich wieder ein Schlepper mit seinen Diensten beglücken, diesmal ein unseriöser Zeitgenosse. Nicht ganz unerwartet nimmt er mich beiseite und erzählt mir etwas von einer Strafgebühr für Diesel, den ich bei Ausreise zu entrichten habe. Hunderte von Dollar würden fällig, er könne mich auf Wunsch davon verschonen lassen, dank seiner tollen Kontakte hier an der Grenze. Leicht amüsiert teile ich ihm mit, dass ich jede gerechtfertigte Gebühr oder Strafe des Landes Iran gern zahle und er sich nicht ins Zeug zu legen braucht. Da er immerhin den normalen Ablauf beschleunigt, gebe ich ihm 5 Euro für seine Dienste – schon etwas zuviel, denn die Iran-Seite der Grenze ist in 20 Minuten passiert.
Auf dem Weg zum Ausfahrtstor werde ich dann dreimal kontrolliert (1 x im Iran, 2 x auf der türkischen Seite), nach insgesamt 45 Minuten fahre ich in die Türkei ein. Das große Referendum dort ist frisch vorbei und ich sehe wesentlich mehr Strassenkontrollen durch mit Schützenpanzer verstärkte Militärs und Polizeieinheiten als noch von 3 1/2 Monaten auf der Hinreise. Natürlich behandelt man mich als Tourist recht höflich, doch die Kontrollen fressen immer Zeit.
Abends suche ich mir als Schlafstelle eine vor vielen Jahren aufgegebene Tankstelle an der Landstraße aus, ein Lost-Place vom feinsten.

Die Zapfsäule hatte noch Walzen als Preisanzeige, leider waren alle Fensterscheiben schon lange Opfer von Vandalismus. Doch der scheinbar ruhige Ort hatte noch eine Überraschung für mich parat – gegen 22 Uhr kommt ein Auto auf das Gelände der ehemaligen Tanke gefahren und hält hinter meinem Mobil an. Eine Hupe ertönt, sehen kann ich das Fahrzeug wegen der Parkposition hinter meinem Auto nicht. Schließlich klopft es forsch an meiner Aufbautür – 2 sichtlich nervöse Polizisten (einer mit Maschinenpistole im Anschlag) kontrollieren meine Papiere. Sie suchten wohl mehrere Personen und fahren weiter, als sie sehen, dass außer mir niemand im Fahrzeug ist. Erfreulicherweise verläuft die Nacht ansonsten ruhig.
Die weitere Fahrt durch die Türkei ist ohne Vorkommnisse, das Wetter wird bedingt durch meinen Weg zum Meer immer besser. Diesmal umfahre ich Istanbul weiträumig gen Süden, setze mit einer Fähre über eine Enge des Marmarameeres.

Den Schengenraum erreiche ich dann mit Griechenland. An der Grenze senken die Grenzer direkt vor meinem Fahrzeug alle Schranken aller 3 Fahrzeugspuren. Alle Beamten sammeln sich bei mir, Sie sind höflich neugierig auf das Innere des Wohnmobils und fragen um Erlaubnis, es ansehen zu dürfen. Der Reiseweg wird besprochen, die Jungs sind begeistert von unserer Reise und wünsche schon mir nach einigen Minuten gute Weiterfahrt. In dieser Zeit hatten alle Autos hinter mir zu warten, weil ja alle Grenzer zu meinem Fahrzeug gekommen waren – zu hupen hatte sich hier dann doch keiner getraut.
In Griechenland besuche ich zuerst einen Lidlmarkt, um leckere frische Sachen wie Yoghurt, Obst und Gemüse zu besorgen. Die griechischen Autobahnen sind recht leer, nur wenige PKW fahren dort – genau wie im Iran auch.
Mit Tagesleistungen um die 600 Kilometern bin ich schließlich nach 9 Tagen in Igouminitsa. Dort buche ich mich für rund 230 Euro (mit Camping on Board) auf eine Fähre nach Ancona ein, die am nächsten Tag gegen 22 Uhr abfährt. Für den dadurch notwendigen Ruhetag bin ich recht dankbar und verbringe ihn am nahegelegenen Strand.

Dort stößt um 20 Uhr ein französisches Rentnerpaar im Wohnmobil, frisch von der Fähre angekommen, auf den Parkplatz hinter meinem Fahrzeug dazu. Wir begrüßen uns, tauschen die Reiserouten aus und wünschen uns Gute Nacht.
Um 22 Uhr höre ich ein Motorrad vorbeifahren und hupen, auch ein Knallgeräusch ist dann zu hören. Das WoMo der Franzosen ist von Steinen getroffen worden, welche vermutlich der Sozius des Motorradfahrers warf. Ärgerlich, denn das Fahrzeug hat eine Aluminiumaußenhaut und damit nun Dellen, die kaum reparierbar sind. Die Franzosen ziehen sich deswegen nun zum Hafen zurück, wo es heller und damit ihrer Ansicht nach sicherer sei. Sie fragen mich, ob ich mitkommen wolle – doch ich ziehe den Weg in die andere Richtung vor und fahre noch 6 Kilometer weiter von der Stadt weg, an das Ende des Strandes (Sackgasse).
Wach werde ich am nächsten Morgen durch lautes muhen einer Kuh direkt an meinem Wohnmobilfenster.

Wie ich später lerne, hält sich ein Fischer, der nahebei wohnt, Kühe zur Fleischproduktion, Er läßt sie tagsüber auf der Landzunge frei laufen und treibt sie gen Abend mit seinem PKW zurück auf das Grundstück seines Wohnhauses.
Dort, am Ende der Strand – Sackgasse stehe ich mit 30 m Entfernung neben einer lieben Bochumer Familie, die mit ihren beiden kleinen Töchtern in ihrem Wohnmobil Elternzeit macht. Mit ihnen vergeht die Zeit am nächsten Tag wie im Fluge, wir essen noch zusammen zu Abend. Solche lebenslustigen Menschen sind das Salz in der Suppe unsere Reise. Auch im Oman und in den Emiraten durfte ich auf dieser Reise solche außergewöhnlichen Mobilisten kennen lernen, oft sehr entspannte Leute mit toller Lebenseinstellung.
Gen Abend mache ich mich dann auf den Weg zur Fähre. Check In ist in 20 Minuten erledigt, doch an der Einfahrt zum Hafen wird EZ1 so gründlich und humorlos kontrolliert wie auf der ganzen Reise nicht, alles natürlich ohne Befund.
Das Meer ist dann wären der Überfahrt recht rauh, so 4 bis 5 Windstärken sorgen für ordentliche Schaukelei. So wirkt auch hier unser Spezialrezept – Tablette gegen Seekrankheit nehmen, dann ein Bier an der Bar der Fähre und ab ins Bett – sehr effektiv.

Am Morgen, kurze vor der Ankunft, genehmige ich mir noch einen teuren aber leckeren Milchkaffee im Bordrestaurant und sehe dabei, dass die Wohnmobile (auch meines) sehr stark schwanken. Die Fahrzeugfederung verstärkt die durch den Seegang erzeugten Schiffsbewegungen noch.
Von der Fähre runter rollen, ohne jede Kontrolle, schon hat mich in Italien der dichte, schnelle Autoverkehr Westeuropas wieder. Viele PKW, die es recht eilig zu haben scheinen, überholen und scheren ständig ein und aus. Ganz anders als auf meiner bisherigen Strecke, wo recht wenige private Autos unterwegs waren und die Busse und LKW in ruhiger Fahrt mit großen Abständen die Fahrerei meistens entspannt ermöglichten.
Vorbei geht es am Gardasee (seufz, da wäre ich gern mal wieder eingekehrt) und über den mit Schnee auf den Bergen bei Sonnenschein schön zu befahrenden Brenner.

Dort muß ich mir noch rasch eine neue GO-Box besorgen, da ich die alte, die wir auf der Hinfahrt nutzten, leider nicht mehr finden kann. Kostet rund 50 Euro extra. Lustig wird’s, als es bei mir in Österreich immer zweimal piepst – die alte Box liegt irgendwo im Fahrerhaus verborgen und gibt fröhlich Laute von sich.
13 Tage nach Abfahrt hat Deutschland mich wieder

und ich genieße in Bayern erst einmal leckeres Bier und einen zünftigen Schweinebraten mit Kloß und Soß. Prima, dass am Fahrzeug – außer dem konstanten Luftverlust – alles gehalten hat. Schließlich erreichen EZ1 und ich nach insgesamt 15 Tagen die Heimat, Wir haben die 6.200 Kilometer gut geschafft. Die Fähre hat mir dabei rund 800 km gespart, die wir auf dem Hinweg gefahren waren. Mit 230 Euro Fährticketpreis waren für mich ungefähr 210 Euro Diselersparnis verbunden, Maut wäre auch noch hinzu gekommen. Daher kann ich die Fähre für entspanntes heimreisen klar empfehlen.