Logbuch nordwärts 006: gestrandet in den Emiraten

nachts sieht die Lagune toll aus

In den Emiraten haben wir uns in Sharjah nahe des Al Khan Beach an das Aquarium gestellt. Der Spot ist mit schöner Aussicht, was leider auch besonders nachts sehr viele Einheimische genauso genießen wollen. Ohne Alkohol geht es hier dann doch recht gesittet zu, dennoch lassen die Emiratis gern das Radio im Auto laufen und unterhalten sich auch um 4 Uhr morgens noch gern in unmittelbarer Nähe des Mobils. Egal – wir nehmen es mit Gelassenheit.

endlich geschafft

Auf den Al Khan Beach durfte man mit Fahrzeugen einfahren, seit einigen Wochen ist der Zugang für alle Fahrzeuge gesperrt und nur noch Fußgänger können den Strand besuchen. Die kommunale Investitionsbehörde wird von uns und lieben deutschen Mitcampern, die schon länger in Sharjah sind, aufgesucht und wir bitten um Erlaubnis, mit unserem Fahrzeug auf den Strand fahren zu dürfen. Als Begründung führen wir mehr Ruhe und Sicherheit dort an, denn der Strand ist rund um die Uhr von Security bewacht. Es dauert zwar mehr als eine Woche, doch endlich erhalten wir die Genehmigung für den Monat März und können auffahren. Auch für PKW wird der Strand nun wieder tagsüber geöffnet, einmalig sind 15 Dirham (rund 4 Euro) Gebühr je Einfahrt zu zahlen.

viele Overlander

Schön, dass ab 23 Uhr alle Fahrzeuge außer Campern runter müssen und ziemlich Ruhe herrscht.

toter Rochen nachts am Strand

Die Toiletten am Strand sind zwar nicht so berühmt, doch die (Aussen-)Duschen sind schön und das Leben auf dem Strand natürlich ein Traum. Tagsüber ist die Luft meistens 29 Grad warm, das Wasser 22 Grad. Nachts sinkt die Temperatur auf 23 bis 26 Grad – gut auszuhalten, wenn der Wind nicht zu stark weht und dann viel Sand mit sich trägt, so dass wir alle Fenster geschlossen halten müssen.

nachts sieht die Lagune toll aus

In Muscat hatten wir eine Woche lang vergeblich versucht, ein Visum für die Weiterreise zu erhalten und nehmen nun zur Abholung auf der Botschaft in Dubai einen neuen Anlauf. Doch so ein Mist, wir müssen erfahren, dass wir als ‚noch in Bearbeitung‘ gesperrt sind und die Agentur, welche uns zuerst bearbeitet hat, uns erst wieder entsperren sollte. So vergehen schnell 2 Wochen mit Zuwarten, telefonieren und mailen, ohne dass in der Sache etwas vorangeht.

Als wir endlich entsperrt sind und der Visum-Antrag wieder aktiv ist, steht das Iranische Neujahrsfest vor der Tür und die Fähre fährt eine Woche lang nicht. Und die Zeit nach der Fährpause reicht nicht aus, um rechtzeitig nach Hause zu kommen. Also buchen wir jetzt schweren Herzens Flugtickets, um unseren Verpflichtungen in Deutschland nachkommen zu können. Unser Fahrzeug lassen wir dann hier in den Emiraten stehen und ich werde allein Mitte April nach 2 Wochen Deutschland zurückkehren und den 7.000 km langen Heimweg über Türkei, Griechenland und Italien antreten.

In der Sahara Mall in Sharjah hole ich mir ein neues 7 Zoll Android Tablet,

neues Tablet für Locus Pro unter Android

um die App LocusPro nutzen zu können. Im Vergleich zum sehr guten MapsMe, das auch offline Routen kann, bietet LocusPro schattiertes Kartenlayout, wobei die Höhenlinien in Schattierungen dargestellt werden. Auch sind Wegpunkte leicht zu setzen, Tracks werden mitgeschrieben und schön analysiert dargestellt. Das Importieren und Exportieren von Tracks und Wegpunkten ist ebenfalls wesentlich besser als in MapsMe (dort geht nur der Import von KML-Dateien) gelöst. Beide Apps zusammen sind zur Zeit die meiner Erfahrung nach gelungenste Navigationslösung für Overlander auf Smartphones oder Tablet, wobei MapsMe auf iOS und Android, LocusPro nur auf Android verfügbar ist.

Am Strand kommen immer wieder Overlander für einige Nächte zu Besuch, bevor sie die Fähre gen Norden nehmen. So sind vier französische Mobile dabei, vier deutsche und ein schweizer Wohnmobil. Wir tauschen dann gern Erfahrungen und Reisetipps, sitzen manche Stunde zusammen und teilen die Zeit am Meer. Auch gemeinsam gekocht und gespeist wird hier . . .

der gute alte Fleischwolf kommt zum Einsatz
Fleischbällchen mit Fetakern

Und auch einige Restaurants werden getestet, hier beim Iraker:

ganz lecker

Nach 2 Wochen am Strand machen wir einen Ausflug in die Wüste und übernachten zünftig am Lagerfeuer in der Wüste.

nachts ist es dunkel in der Wüste

Frühmorgens um 6 Uhr geht es zur Kamelrennbahn, wo zumeist freitags um 7 Uhr die Kamelrennnen stattfinden. Wir erwischen ausnahmsweise einen Trainingsfreitag mit wenigen Starts, doch faszinierend bleibt es trotzdem für uns.

Start der Rennkamele

Die weitere Zeit vergeht mit diversen Arbeiten für Behörden und am Fahrzeug rasch, auch wird der Blog mit neuen Beiträgen und Fotos versorgt. Es sind nur noch 6 Tage bis zum Heimflug, hoffentlich erhalten wir das für die Weiterreise so wichtige Visum bald.

Ab jetzt wirds technisch – wenn Dich nur der Reisebericht interessiert, kannst Du hier aufhören zu lesen . . .

Die Zeit hier in Sharjah ist nicht langweilig – Pleiten, Pech und Panne besuchen auch uns. So fällt nach wenigen Tagen unsere Zerhackertoilette aus – wir hören zwar noch die Schaltklicks der Elektronik, doch der Zerhackermotor läuft nicht an. Ich ziehe die Sicherung und stecke sie wieder ein, ohne Erfolg. Dann schraube ich den WC-Sitz ab und ruckele an der Mechanik, um etwaige mechanische Hindernisse im Zerhacker loszurütteln, leider ebenfalls ohne Erfolg.

nun gehts dem WC Defekt an den Kragen

Es kommt ein mechanisch sehr versierter deutscher Overlander zur Hilfe, der sein Zerhacker-WC wegen Defektes ebenfalls in Sharjah ausbauen und durch ein neues ersetzen musste. Mit seiner Anleitung und viel praktischer Hilfe wird das WC zerlegt; dabei beheben wir nebenbei ein beim Einbau verdrehtes Schlauchteil und steigern so den lichten Durchfluss um mehr als das Doppelte. Den Motor schließen wir testweise direkt an 12 V an – er läuft wie eine Eins, ist also nicht defekt. Dann messen wir die Kabel von der Steuerplatine zum Motor durch  diese bekommen manchmal Strom, manchmal nicht. Der Fehler liegt letztlich in einem Kabelschuh. Nach 2 Tagen Arbeit am WC war die Welt dann wieder in Ordnung und unser WC lief wieder – dank der korrigierten Schlauchführung mit wesentlich besserem Durchfluss als vorher. Und fehlendes Werkzeug gibts beim Eisenwarenhändler um die Ecke – hier ein Inder:

der heilige Gral des Overlanders

Auch mein ‚alter Bekannter‘, der Reifen vorne auf der Fahrerseite hatte wieder recht viel Luft verloren.

der Reifen brauchte handfeste Stütze

Kannte ich schon, auch der andere Vorderreifen hatte im Oman geschwächelt und wir hatten neue Ventileinsätze montieren lassen. Dabei nerven ganz besonders die Ventilverlängerungen aus Plastik – der Stab im Inneren gibt unzuverlässig das dicht am Reifen montierte Ventil frei. Luftbefüllen und -ablassen wird so zum nervigen Glücksspiel. Besonders ärgerlich, dass ich die Reifen mit den schlechten Ventilverlängerungen vor Abreise neu gekauft hatte und die Werkstatt von meiner Tourenplanung wusste; an dieser Stelle der Rat, nur Ventilverlängerungen aus Metall für Fernreisen zu verwenden. Also war zur Lösung auch hier wieder stundenlanges Suchen nach Ventilverlängerungen aus Metall angesagt, 8 Reifenhändler hatten entweder nichts oder unpassende Verlängerungen zu bieten. Als Zwischenlösung haben dann neue Freunde aus Düsseldorf, die wir hier kennenlernten, zwei Metallventilverlängerungen auftreiben können. Der große Vorteil bei Metallventilverlängerungen ist, dass sie das am Reifen verbaute Ventil ersetzen und ein weiteres Ventil am Ende der Ventilverlängerung sitzt. Damit ist dann das Ablassen und Füllen mit Luft wesentlich zuverlässiger und einfacher.

Ventilverlängerungen

Mein eMail-Kontakt zum Hersteller der gesuchten Metallventilverlängerungen, der Firma Alligator, ist dann sehr erfreulich verlaufen – man teilte mir prompt einen Onlineshop mit, der die von mir benötigten Verlängerungen am Lager hat. Die von Alligator gefertigten Verlängerungen haben neben dem zuvor erwähnten Ventil oberen Ende noch den Vorteil, dass der lichte freie Innenquerschnitt hoch ist und damit die Luft sehr gut durchgeleitet wird. Auch sind sehr kurze Verlängerungen von 3 cm Länge verfügbar, die ich für meine Hinterräder brauche; vorne sind wegen anderem Sprengringfelgentyps 8,4 cm Länge nötig.

Für die Dachklimaanlage des Fahrerhauses, die ich vor Abfahrt einbauen ließ, erreicht mich eine Warnung über akute Brandgefahr des Herstellers. Weisungsgemäß mache ich die Klimaanlage stromlos, damit bei Rückkehr nach Deutschland der Fehler behoben werden kann.

Ein konstantes Ärgernis bleibt die elektrische Anlage des Aufbaus – mit zwei mal 160 Watt Peak sind unsere Solarpanels für unseren Verbrauch unterdimensioniert. Mit Kissmann Kompressorkühlschrank (5 Ampere) und einer Engel Kühlbox zum gefrieren (4 Ampere) verbrauchen wir nachts (von 17 Uhr bis 08 Uhr) rund 70 Ah, tagsüber schaffen die Solarpanels trotz steilem Sonneneinfalls neben dem aktuellem Eigenverbrauch bestenfalls eine Nettozuladung von 20 bis 40 Ah, manchmal gar keine Zuladung. Dazu kommt dann, dass wir nach Zusammenbruch unserer Aufbaubatterien als Interimslösung nur eine 200 Ah Bleibatterie verbaut haben. Im Ergebnis müssen wir rund alle 2 Tage mit unserem Hondagenerator (Moppel) zwei Stunden Strom laden – einfach nur nervig. Da wird in Deutschland einiges zu tun sein, mehr Solarkapazität und auch mehr als die ursprünglich verbauten 330 Ah Batteriekapazität sind wohl angesagt.

Der für meine FirstLady etwas zu hohe Campingstuhl wurde eingekürzt, gut dass die FatMax Metallsäge zur Hand war.

einkürzen des Campingstuhles

Nicht ganz so lästig, aber nicht optimal ist unser Gaskochfeld. Die Form (3 Kochstellen quer nebeneinander) läßt zwar erfreulich viel Arbeitsfläche übrig. Doch sind, wie bei allen Kochfelder, die Gasflammen viel zu dicht beieinander – man kann sinnvoll höchstens 2 gleichzeitig nutzen. Und die Brenner sind derart schwach ausgelegt, das schon das Erhitzen des Nudelwassers (vielleicht 3 Liter) Gelegenheit zum lesen einiger Romankapitel im Krimi lässt. So was ist aber nur dann überhaupt ein Problem, wenn man die Küche wie wir zum Kochen und nicht nur zur Frühstückszubereitung nutzt.

Am Strand ist ständige Fahrzeugpflege angesagt – alles voller Staub und Salz, wenn man nicht hinterher ist.

immer alles propper
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1 Comment

  • Danke für den tollen Bericht und schön dass es euch soweit gut geht.
    Defekte und basteln gehören zum Leben im rollenden Haus. Da gibt es wohl auch bei euch keine Ausnahme. Und das trotz akribischer Planung. Aber nun kennt ihr die Schwachstellen und was besser werden muss.
    Ich wünsche euch eine entspannte Heimreise.

    Viele Grüsse Ute

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